Herzis.

Seiten

Werbung

Die magere Hand greift zum Schlüssel. Langsam öffnet sie die Haustüre und geht mit blosen Füßen über den frisch gemähten Rasen in richtung Briefkasten. Es riecht nach Regen. Das Gras ist noch leicht feucht, wie sie nach kurzem feststellt. Am Kasten angekommen steckt die den Schlüssel in das Schloss und dreht ihn einmal um hundertachtzig Grad. Das Schloss springt auf und ihr flattern mehrere Schreiben entgegen.
Ein großes braunes Couvert, an ihre Mutter adressiert, ein Sportmagazin an ihren Vater, eine durch den Regen bereits leicht vergilbte Postkarte aus Venedig an ihren kleinen Bruder. Mal wieder nichts für sie. Keine netten Briefe oder Schreiben ihrer Freundinnen, keine Liebesbriefe. Nicht, dass es sie gewundert hätte. Ausser einem Modekatalog befindet sich nichtsmehr in dem kleinen, rostigen Briefkasten.
Mit gesenktem Haupt kehrt sie wieder ins Haus zurück und streift ihre Füße ab. Sie hat garnicht bemerkt, dass sie fröstelte. Den Stapel Post für ihre Familie legt sie auf den kleinen Sims des Kamins im geräumigen Wohnzimmer und lässt sich auf den alten Ledersessel fallen, zusammen mit dem Modekatalog.
Sie schlägt die erste Seite auf, und gleich springt ihr das strahlende, perlweiße Lachen eines leichtfüßigen Mädchens ins Gesicht. Die hat gut lachen, denkt sie, mit ihrem perfekten Körper und diesem Gesicht. Traurig blättert sie auf die nächste Seite. Und die nächste. Lauter spindeldürre, gertenschlanke, junge Schönheiten prahlen strahlend mit ihren federleichten und mageren Körpern. Überall. Auf jeder Seite.
Sie wäre auch gerne so dünn. So leicht wie eine Fee, schwebend ohne jeden Kontakt zum Boden, ja, es würde ihr so viel besser gehen.
Den Modekatalog legt sie zur Seite und erhebt sich aus dem Sessel, um gemächlich in die Küche zu spazieren. Ein Brot könnte sie frühstücken. Oder wie wäre es mit einem Apfel? Einer Banane?
Sie entscheidet sich für alle drei Dinge und kehrt zurück zu dem gemütlichen, und den von ihr bereits vorgewärmten Sessel. Herzhaft beisst sie in die frisch geschmierte Scheibe Brot. Ihr Blick wandert über den Katalog und sie verliert plötzlich den Appetit. Soll ich das wirklich essen, fragt sie sich. Wie sonst sollte sie jemals so schön dünn und anmutig werden? Einen Moment lang verharrt sie, legt dann aber schließlich doch das Frühstück beiseite.
Challenge accepted!

2 Kommentare:

  1. Ich schließe mich Jasmin an! Lass es - bzw. bitte nicht so.
    Du kannst auch abnehmen, indem du normal isst und dafür halt Laufen gehst oder sonstigen Sport machst. Glaub mir, so wird das eh nichts, da du das, was du dir 'runterghungert' hast, eh sofort wieder drauf hast, wenn du wieder etwas mehr isst (Ich spreche aus Erfahrung -.-).

    AntwortenLöschen