Herzis.

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Life is life

Ich liege in meinem Bett und schrecke schlagartig hoch. Meine Kleidung ist vollständig durchnässt und ich schwitze. Ich muss aus den nassen Sachen raus.
Ich stehe auf, und tapse vorsichtig zu meinem großräumigen Kleiderschrank. Meinen Weg kreuzt ein Ganzkörperspiegel. Ich blicke kurz hinein, doch dieser Augenblick genügt bereits, denn was ich dort sehe, treibt mir Schweißperlen auf die Stirn.
Fett! Überall wo ich nur hinsehe. Mein Bauch, meine Arme und Beine, pures Fett. Aufgequollen wie ein Berg Hefeteig.
Mein durch und durch erschreckender Anblick löst ein plötzliches Hungergefühl in mir aus und ich zucke zusammen.
"Du hast doch erst gestern einen Apfel und eine ganze Banane zu dir genommen, du kannst unmöglich schon wieder hungrig sein!", sagt eine Stimme in mir. Sie lässt mich schaudern.
Doch das überwältigende Verlangen nach Nahrung lässt mich den Weg in die Küche geradewärts taumeln.
Das Knurren meines Magens, ebenso wie das Summen des Kühlschranks werden im Sekundentakt lauter, bis die Geräusche gänzlich unerträglich in meinen Ohren hallen und ich mich schließlich gezwungen fühle den Kühlschrank zu öffnen. Das Summen wird leiser. Unmengen von Essen fallen mir entgegen. Ich entscheide mich für eine kleine Mohrrübe, und schließe den Kühlschrank wieder. Langsam lasse ich mich auf einen Küchenstuhl sinken und beginne bedächtig die Karotte zu verspeisen.
Doch halt! Was  tue ich da?
"So wird das doch nie was!". "Genau deswegen bist du dummes Ding immernoch so unglaublich fett!". Stimmen die mich abrupt dazu bringen, meine halb aufgegessene Karotte auf den Küchenfußboden fallen zu lassen.
Ich begreife, was ich für eine Todsünde begangen habe und bereue es augenblicklich. Ich beginne zu weinen, und will sofort alles rückgängig machen. Was habe ich mir nur dabei gedacht? Wie konnte ich mich nur dazu verleiten lassen?
Ich stecke mir meinen Zeigefinger in den Hals und würge. Nichts. Panik steigt in mir auf. "Nochmal, alles nochmal, sofort!", sagt die Stimme.
Ich gehorche, und eine orange-bräunliche Flüssigkeit ergiest sich über mein rosa geblümtes Nachthemd. Ich bin zufrieden, doch mit jedem Schritt, mit dem ich meinem Zimmer, und somit meinem Spiegel, wieder näherkomme, fühle ich mich wiederwärtiger und schlechter als zuvor.
Ich ziehe mein Nachthemd aus und steige unter die weiß gekachelte Dusche. Die warmen Wasserperlen rinnen meine Haut hinunter und waschen die Schande von mir ab.
"Nie wieder! Das darf dir nie wieder passieren. Du musst es schaffen!".
Die Stimme hat recht. Ich muss es schaffen!

4 Kommentare:

  1. Wow, keine Ahnung ob sich dieser Text auf dich bezieht, aber er trifft Gefuehle.
    Gefuehle, die auch andere kennen. Vielleicht sogar ich.

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  2. Obst & Gemüse haben kein einziges Gramm Fett. Du kannst also so viel du willst davon essen. :)

    xoxo, Jasmin. :)

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  3. Ist es nicht traurig, dass ich jedes einzelne Wort aus diesem Text genau verstehen und nachfühlen kann? An diesem Punkt ist man verrückt. Einfach nur verrückt.

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  4. Ich weiß wie du dich fühlst diese Stimme im Kopf aber lass es nicht mit dir machen. Es wird alles zerstören, ich weiß es!

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